Die Grenzen des Machbaren
Grenzen sind dazu da, dass man sie überschreitet. Manchmal
sind Grenzen unüberwindlich, unkenntlich, unwirtlich oder einfach nur störend.
Die Menschen sind wohl die einzigen bekannten Wesen, welche ständig ihre
Grenzen austesten und überschreiten möchten. Dies im weitesten Sinne. All
seinen Schöpfungen und Entwicklungen, im technischen, gesellschaftlichen und
sozialen Bereich sind früher oder später Grenzen gesetzt. Erst neue Erkenntnisse,
beruhend auf gemachten Erfahrungen oder Entdeckungen können eine Ausweitung der
Spielräume ermöglichen. Dazu tragen nicht diejenigen bei, welche mit der
Verwaltung und Gestaltung des Althergebrachten betraut sind und sich nur diesen
Aufgaben widmen. Sie können meist effizienzsteigernde Änderungen innerhalb des
von ihnen bewusst wahrgenommenen und bearbeiteten Feldes herbeiführen. Mehr
Zusammenhänge sind ihnen nicht zugänglich und spielen in ihrer Gedankenwelt
auch keine Rolle. Da sie ihren eigenen Bestand gefährden würden, ihre gewohnten
und bequemen Abläufe selbst durcheinander bringen würden, bleiben diese
Vorschläge und Gedanken meist in den Köpfen der beteiligten, abhängigen
Personen.
Nur unabhängige, halbwegs angstfreie Personen, unbeteiligte
Dritte, sind willens und in der Lage, nach Zuführung von Wissen aus allen
Bereichen und übergreifenden Regionen, welche manchmal nichts mit dem
Grundproblem zu tun haben, neue Erkenntnisse zu heben und damit Strukturen neue
Grenzen zu geben. Dies wäre ein Lobgesang auf jeden Berater und jedes Beratungsunternehmen
dieser Welt, wenn sie nicht auch Gefangene ihres Systems wären und somit den
gleichen Grenzen unterliegen, wie ihre Klientel. Worin liegen die Grenzen der
großen Beratungsunternehmen dieser Welt?
In der Zielsetzung?
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Mehre dies und jenes des Einen
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Auf Kosten der Anderen
In den Methoden?
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Bestandsaufnahme innerhalb des Systems
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Berechnungen innerhalb des Systems
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Begrenzte Umfeld Recherche
In den Schlussfolgerungen?
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Effizienzsteigerung durch Kostenreduzierung
innerhalb des Systems
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Zentralisierung oder Dezentralisierung, je nach
Ist-Situation
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Ausweitung oder Schrumpfung der vorhandenen
Strukturen, je nach Bedarf
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Verändere dies, dann entsteht eventuell das…
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Mach es so, damit hatten auch andere Erfolg…
Die meisten Berater haben mit dieser Strategie durchaus
punktuellen Erfolg. Mehre das Eine. Was aus den Anderen, den Übriggebliebenen
wird? Die Summe der Berater macht am Ende eine Gesellschaft aus. Und das sind
die Zusammenhänge, technischer Fortschritt kostet Arbeitsplätze, das soziale
Gefüge verändert sich negativ, wird aber, solange ein monetärer Überschuss
vorhanden ist, aufgefangen. Bis die Grenzen des Machbaren erreicht sind und man
sich rekelt und windet, in einem Netz gefangen, welches keine Bewegungsfreiheit
mehr zulässt. Es sei denn, man hat über den Tellerrand geschaut und mehr als
nur das ihm bekannte betrachtet und in seine Überlegungen mit einbezogen.
Geschieht das Heute? Europa befindet sich schon in einem solchen Netz.
Gesponnen, aus dem dünnen Garn des Geldes. Immer mehr winden sich die
Teilnehmer und vermissen ihren Freiraum. Sie gelangen an ihre Grenzen. Die Wege
der Effizienzsteigerung sind bei den meisten Teilnehmern schon zu lange beschritten.
Es fehlt an neuen Ideen, an fortschrittlichen Entwicklungen, die vor allem
eines schaffen, ausreichend Arbeitsplätze für einen längeren Zeitraum. Aus dem
Traum weniger, wird wohl demnächst der Alptraum für viele. Wenn er nicht schon
begonnen hat. Und es sind diese immer gleichen Denkweisen, die, in die immer gleiche
Richtung führen. Der Gedanke für die Mehrung des Geldes wird so intensiv gelebt,
würde der soziale Gedanke so gelebt, hätte die Menschheit wohl keinerlei
soziale Probleme mehr. Aber daran wird das jetzige System am Ende wieder
scheitern. Nicht das einzelne Land, die einzelne Gemeinde der einzelne Mensch,
sondern alle im Zusammenhang. Es ist der Gedanke, der die Entwicklungen
beeinflusst. Will ich es, oder will ich es nicht. Der Bodensatz ist die Grenze,
die unüberwindbar ist. Warum sich nicht alles ausbreitet, in die Höhe und die
Weite, ist nur mit der menschlichen
Begrenztheit zu erklären. Mehre das eine auf Kosten der anderen statt zum Wohle
aller, das ist die Tragik der Jetztzeit, die Neuauflage der Vergangenheit.