Gott und die Bibel
Was hat der liebe Gott mit der Bibel zu tun? Nichts. Gott
mag der Schöpfer sein, des Lebens und aller Dinge die da sind. Er mag auch die
Zehn Gebote mit Blitz und Donner in Stein gemeißelt haben. Damit ist sein Zutun
auch erschöpft.
Viele Gegner des Christentums machen alles am
Erscheinungstermin der Bibel und der Ereignisse rund um Jesus fest. Die Gegner setzen dagegen- das wissenschaftliche Entstehungsdatum der Erde
und des Kosmos. Wer hat das All erschaffen? Woher kommt die Materie? Welchen
Sinn macht das Alles?
Gott kann alles erschaffen haben, doch die Fähigkeiten des
Menschen, Dinge in Schrift und Bild festzuhalten entwickelten sich viel später.
Gottes Einfluss endet mit der Schöpfung. Die Geschöpfe entwickeln sich nach
ihrem eigenen Gefallen. Ihren Handlungen kann er maximal Zeichen
entgegensetzen, doch er kann niemanden an Handlungen hindern. Die Macht entwickelt
sich und fällt in sich zusammen. Alles eine rein menschliche Entwicklung.
Warum Christen immer am Erscheinungstag Jesu, als Beginn
allen christlichen Lebens festhalten ist völlig unklar. Mit dem Fortschreiten
der wissenschaftlichen Erkenntnisse, steigern sich notgedrungen auch die Widersprüche
zwischen Bibeltext, Schöpfungsgeschichte und beweisbaren Erkenntnissen. Man sollte die Zeitbeschreibungen nicht so
ernst nehmen. Niemand kann die Antwort auf die Fragen geben: „Woher kommen wir?“,
“ Warum sind wir?“.
Denkt der Mensch darüber nach, woher die erste Materie kam,
über die Unendlichkeit der Zeit und des Raumes, wird ihm normalerweise
schwindelig. Es sind interessante Fragen, die einfach unbeantwortet bleiben.
Wer kann die Zeit vor dem Urknall erklären? Niemand. Alle Aussagen können nur
als Vermutungen abgetan werden. Da ist das Vorhandensein einer Macht, ob sie
nun Gott heißt oder einen anderen uns unbekannten Namen trägt eine gute
Alternative. Zumindest würde dies, das Vorhandensein aller Dinge erklären. Wenn
die Zeittafel nicht im Wege stehen würde.
Der Vorteil aller neueren Glaubensrichtungen besteht darin,
sich kaum in Widersprüche aufgrund festgelegter Zeiträume zu verwickeln.
Entweder werden Menschen zu geistigen Führern erklärt, oder Dinge in den
Mittelpunkt gestellt. So das Geld, die Liebe, Tiere oder Pflanzen. Eine sehr
einfache Angelegenheit.
Seit Jesus konnte niemand mehr über das Wasser gehen,
niemand konnte Wasser in Wein verwandeln und niemand konnte wie Moses das Meer
teilen. Die Glaubensritter predigten Wasser und tranken Wein. Sie riefen zu
Mord und Totschlag im Namen Gottes auf, um ihren persönlichen Reichtum zu
mehren. Die Kirche untergrub Staatensysteme, wenn es für sie von Vorteil schien
und versagte Menschen die notwendige Hilfe, wenn Hilfe angebracht gewesen wäre.
Ja, es gibt auch die guten Beispiele, für tatsächliche
Nächstenliebe, für gelebte Christlichkeit. Die Zahl der Opfer des Christentums übersteigt
deren Anzahl um ein Vielfaches.
Im Namen der Kirche werden Behinderte heute wieder zu billigen
Arbeitskräften, die den kirchlichen Unternehmen (auch weltlichen) einen Wettbewerbsvorteil
verschaffen soll. Der letzte Vorteil auf dem marktwirtschaftlichen Weg nach unten.
Unkontrolliert, unmenschlich, unbarmherzig werden im Zeichen des vergoldeten
Kreuzes, die letzten Trümpfe gezogen.
Ob der liebe Gott, beim Blick auf all die Vorkommnisse, im
Hinterkopf immer die Zehn Gebote, noch ruhig schlafen kann? Wohl kaum. Wenn er
ähnlich den menschlichen Wesen, was anzunehmen ist, sich als der Einzige,
Gedanken um den Fortbestand seiner Schöpfung macht.
Gott kann Zeichen setzen, doch ob sie auch verstanden
werden, hängt einzig vom Willen und Vermögen der Menschen ab. Überwiegend in
der Frühzeit der menschlichen Evolution, als man noch jeden gebrochenen
Grashalm als Zeichen dieses oder jenes Gottes ansah, als Wegweiser durch eine
unbekannte Welt freudig entgegennahm, waren die Menschen in der Lage und willens,
die Zeichen zu erkennen und zu deuten. Heute, im Zeitalter der Technisierung,
wo alle sich auf den Wetterbericht verlassen, aber das Wetter selber nicht mehr
einschätzen können, verkommen auch Gottes Zeichen zur Bedeutungslosigkeit. Sie
sind nicht mehr Hilfreich, zeigen nicht den Weg, berichten nicht über Gottes
Zorn, sondern sind Naturphänomene, mit denen der Mensch leben muss und kann.
Die Logik der Schrift und des Handelns sollten wieder mehr
Beachtung finden. Ich wage es, mich zu wiederholen. Übereinstimmungen von Wort,
Schrift und Taten sind die einzigen wirklich überzeugenden Handlungen, die dem
Glauben einen tieferen und erfüllenden Sinn geben können. Alles andere ist
Geschwätz und gibt den Menschen nicht die Sicherheit, auf die sie in unsicheren
Zeiten angewiesen sind. Die Predigten, das Wort zum Sonntag, alle guten
Vorsätze verhallen wie Blitz und Donner, ungehört, unverstanden und ungelebt.
Noch ist es nicht zu spät, dem Glauben an den Gott und seine
Weisheiten zu verbreiten. Die Verantwortlichen sollten sich einmal tiefgründig
mit allen Zusammenhängen beschäftigen und auch der Ist- Situation innerhalb der
globalisierten Gesellschaft und Welt mehr Raum für Gedanken geben.
Neue Wege können auch dem Alten eine neue Richtung geben.
Man muss nur dazu stehen. Die
Gegebenheiten sehen und sich eingestehen, Fehler begangen zu haben, die Augen
vor der Wirklichkeit verschlossen gehalten zu haben und erst spät, jedoch
besser als nie, sich dem Fortschritt angeschlossen zu haben.
Das bedeutet auch Verzicht, Verzicht auf alte Aussagen,
Verzicht auf alte Handlungsweisen und Verzicht auf falschen Stolz.
Als ich mich um die Aufnahme in die evangelische Gemeinde
Marzahn bewarb, erhielt ich nicht mal eine Antwort. Schweigen ist manchmal
aussagekräftiger als das gesprochene Wort.
Man kann auch ohne Kirchenbeitrag leisten zu müssen, einem
Gott vertrauen. Eventuell mehr noch, als mit dem vorgebeteten Allerlei in den
durch Blut und Schweiß der Armen geschaffenen Gotteshäusern der Kirchengemeinden.